

ABSTRAKT
Mit Ausnahme einer frühen Phase, in der er sich dem freien Modellieren von Ton widmete, prägte gegenständliches Zeichnen lange Jahre das Kunstschaffen von Winfried Schmelz – wenngleich auch in seinen architektonischen Skizzen und seinen Porträts immer wieder Elemente einer von den Zwängen der Materie befreite, die Oberfläche durchdringenden Formensprache sichtbar werden. Eine erste, nicht selten düstere Blüte erfuhr diese nach außen getragene Innenschau in seinen „psychedelic twens“: „Die Bilder aus jener Zeit sind ein Spiegel meiner geistigen Achterbahn- und Geisterbahnfahrten“, resümiert der Künstler. „Auf Abstraktionen über das Wesen des Seins und farbenfrohen Feiern der Elemente folgen düstere Untergangsszenarien und nebulose Darstellungen von Exzessen, bevor die Welt langsam wieder Form anzunehmen beginnt.“
Erst Jahrzehnte später erwachte die Lust auf Farbe und Abstraktion von Neuem. Eine Vielzahl von Experimenten folgte, die Auseinandersetzung mit der Erdenseele, mit dem Weiblichen und Männlichen als Prinzipien des einen Seins. In der Welt der Emotionen und des Geistigen sind Farben Wörter und Formen deren Gestalt, wird das Formlose und Unsagbare zum Gegenstand, das Innerste nach außen gekehrt: Kunst als Spiegel der Seele.

SYLPHENTANZ I
Acryl auf Leinwand
70 × 100 cm
2015
SYLPHENTANZ II
Acryl auf Leinwand
70 × 100 cm
2015
DIE SPALTUNG DER GESCHLECHTER
Acryl auf Leinwand
je 30 × 90 cm
2015
Stolz
Acryl auf Leinwand
50 × 70 cm
2015
Selbstbewusst
Acryl auf Leinwand
50 × 70 cm
2015
Happiness
Acryl auf Leinwand
50 × 70 cm
2015
Verschmelzung
Acryl auf Leinwand
50 × 70 cm
2015
Bilderzyklus "Vermehrt euch", Die Frucht
Acryl auf Leinwand
50 × 70 cm
2014
Bilderzyklus "Vermehrt euch", Der Funke
Acryl auf Leinwand
50 × 70 cm
2014
Weiblichkeit
Acryl auf Leinwand
80 × 80 cm
2013
Männlichkeit
Acryl auf Leinwand
80 × 80 cm
2013
YIN
Acryl auf Leinwand
60 × 80 cm
2013
YANG
Acryl auf Leinwand
60 × 80 cm
2013
Mensch und Erdenseele
Acryl auf Leinwand
50 × 50 cm
2013
Männliche Kraft
Acryl auf Leinwand
70 × 100 cm
2013
Weibliche Kraft
Acryl auf Leinwand
70 × 100 cm
2013
In fernen Zeiten
Acryl auf Leinwand
80 × 80 cm
Gehen wir
Acryl auf Leinwand
80 × 120 cm
2013
Wasserspiel
Acryl auf Leinwand
80 × 80 cm
2013
Fünf Löcher zum Abgrund
Acryl auf Leinwand
50 × 50 cm
2012
Finsternis
Acryl auf Leinwand
50 × 60 cm
2012
Entblössung
Acryl auf Leinwand
40 × 50 cm
2012
PORTRÄT
Als zu Anfang des 20. Jahrhunderts die aufkommende Fotografie den baldigen Tod der Porträtmalerei einzuläuten schien und ihre (kommerzielle) Bedeutung auch tatsächlich stark zurückging, erfolgte in Wahrheit ihre Befreiung: Die möglichst naturgetreue Abbildung, die scheinbar so offensichtliche primäre Funktion des Porträts, war tatsächlich fast immer dem Erzielen einer bestimmten vorgegebenen Wirkung geschuldet und wurde ganz bewusst hergestellt. Nunmehr losgelöst aus diesen Zwängen wurde es endlich auch in der Porträtmalerei möglich, dem Wesen der dargestellten Persönlichkeiten auf den Grund zu gehen und es ohne formale Beschränkungen in der je eigenen Sprache der Kunstschaffenden darzulegen. Damit tat sich ein unendlich großes Betätigungsfeld ganz von Neuem auf, denn: Es gibt nichts Individuelleres als Gesichter.
Auch Winfried Schmelz ging es in seinen Porträts stets darum, die Persönlichkeit, den Charakter des oder der Porträtierten zum Ausdruck zu bringen. Ein frühes Vorbild dafür war ihm Hans Fronius, einer der wichtigsten Vertreter des österreichischen Expressionismus. Zugleich – Menschen wachsen und reifen aneinander – sind diese seine Arbeiten aus den ersten Jahren seines erwachsenen Schaffens auch Chronik und Referenz: an Mentoren, Wegbegleiter, Begegnungen.

Johannes Schreiber
Kohlestift auf Papier
38 × 50 cm
1980
Johannes Schreiber
Kohle auf Papier
24 × 32 cm
1981
Salvador Dali
Pastellkreide auf Karton
25 × 40 cm
Phantasiegesicht
Kohlestift auf Papier
42 × 54 cm
indio
Farbkreide, laviert auf Karton
21 × 30 cm
Leidenschaft
Mischtechnik auf Karton
40 × 50 cm
Porträt einer Unbekannten
Pastellkreide auf Papier
54 × 57 cm
Männerporträt
Acryl auf Karton
28 × 35 cm
Namenloser
Kohlestift auf Papier
20 × 23 cm
1980
Vater mit Kind
Kohlestift auf Papier
22 × 32 cm
Roland
Kohlestift auf Papier
40 × 50 cm
Franz
Kohlestift auf Papier
40 × 50 cm
Judas
Kohlestift auf Papier
40 × 50 cm
Alter Mann in Ecuador
Kohlestift auf Papier
40 × 50 cm
Selbstporträt
Kohle auf Papier
21 × 30 cm
Schlafende
Pastellkreide auf Karton
31 × 45 cm
AKT
Alles Interessante zeichnerisch festhalten: Diesem Urimpuls folgend, entsteht wohl in jedem heterosexuell veranlagten und künstlerisch motivierten und talentierten Mann spätestens mit der Pubertät ein – in aller Regel eindimensionales – Verlangen nach der Abbildung des weiblichen Geschlechts. So auch bei Winfried Schmelz: „Die Bilder, die ich anfertigte, waren in erster Linie Ausdruck meiner ungezügelt aufschäumenden Sexualität und damit per definitionem pornografisch“, ist er sich heute bewusst.
Mit den Jahren und einem künstlerischen Reifeprozess kann der Blick tiefer gehen, unter die erotisch aufgeladene Oberfläche (die deshalb nicht notwendigerweise an Faszination einbüßt, sondern eher noch gewinnt). Winfried Schmelz verstand seine Akte zunehmend als Auseinandersetzung mit der Weiblichkeit in einem größeren, über das rein Geschlechtliche hinausgehenden Sinn. „Es ging mir darum, Gemütszustände zu illustrieren, Körperlichkeit in wenigen Strichen aufzulösen und in Durchdringung der Oberfläche letztlich den Kern, das Menschliche, offenzulegen“, beschreibt er seine Intentionen. Folgerichtig bzw. kontrapunktisch geriet so auch das männliche Prinzip in seinen künstlerischen Fokus: An die Stelle des juvenilen, nur voyeuristischen Blickes von außen, mit dem man(n) sich auch selbst ins Außen stellt, waren Innenschau und (Selbst)reflexion getreten, Teilnahme und Anteilnahme.

Arielle 1
Acryl auf Leinwand
80 × 80 cm
2010
Verweigerung
Acryl auf Leinwand
80 × 100 cm
2009
Sehnsucht nach mehr
Acryl auf Leinwand
40 × 50 cm
2012
Weiblicher Akt mit Feigenblatt
Acryl auf Leinwand
50 × 60 cm
2012
Tanz mit mir
Acryl auf Leinwand
80 × 100 cm
2015
Unvollendet
Acryl auf Leinwand
100 × 114 cm
Männlicher Akt
Acryl auf Leinwand mit Perlmutt und Leder
40 × 50 cm
2012
Weiblicher Akt
Acryl auf Leinwand mit Perlmutt und Leder
40 × 50 cm
2012
Das Weibliche
Acryl auf Leinwand
80 × 80 cm
Unter dem Schleier
Pastellkreide auf Karton
30 × 40 cm
Nackte vor Spiegelbild
Pastellkreide auf Karton
100 × 70 cm
Ohne Worte
Acryl auf Leinwand
30 × 80 cm
Weiblicher Akt
Kohle und Pastell auf Karton
42 × 32 cm
Meditierende
Pastellkreide auf Karton
50 × 70 cm
Traumbild
Pastellkreide auf Karton
52 × 92 cm
ZEICHNUNG
Über lange frühe Jahre bestimmten fast ausschließlich Zeichnungen das künstlerische Schaffen von Winfried Schmelz. Dabei flossen nach den Kinderjahren, in denen für die Schule und aus purem Vergnügen die kleine Welt des jungen Winzersohns mit Bunt- und Bleistift zu Papier gebracht wurde, zunehmend vorausblickende Aspekte im Sinne einer Berufslaufbahn ein. Winfried Schmelz begann eine Ausbildung als Bauzeichner, zudem animierten ihn Familie und Bekannte dazu, Ortschaften und Gebäude zu seinen Motiven zu machen und in die Fußstapfen der bekannten Wachaumaler zu treten.
So entstand eine Reihe von Bildern mit Wachau-Motiven, ausgeführt mit Blei- oder Kohlestift, Tusche oder einem Filzstift, der sich lavieren ließ. Während der Bauzeichner sich in geometrischer Präzision übte, erprobte der Künstler verschiedene Stilmittel, um sich seinem ureigenen Ausdruck anzunähern.
Nach ersten Verkäufen in seinem Künstler-Sein und vor allem dessen Vereinbarkeit mit dem Generieren eines Einkommens bestärkt, begannen Winfrieds Wanderjahre mit dem Höhepunkt seines sechsmonatigen Südamerika-Trips. Auf all diesen Wegen waren Skizzenblock und Stifte seine ständigen Begleiter, sodass uns heute eine Art gezeichnetes Reisetagebuch vorliegt, in dem Winfried Schmelz’ Wahrnehmungen auf vielschichtige Weise sichtbar werden.

Scheunen am Brunnen
Tuschfeder auf Papier
29 × 17 cm
Fischer in Aktion
Kohlestift auf Papier
32 × 24 cm
Fischer am Titicacasee
Filzstift, laviert auf Karton
25 × 20 cm
1982
Am Weg
Filzstift, laviert auf Karton
32 × 24 cm
1982
Strand von Atacames
Filzstift, laviert auf Karton
23 × 9 cm
1982
Zentrum Lefkas auf Paros
Bleistift auf Papier
15 × 20 cm
Strandszene
Kohlestift auf Papier
32 × 24 cm
Häusergruppe
Kohlestift auf Papier
40 × 30 cm
Rab
Kohlestift auf Karton
30 × 21 cm
1980
Hafen auf Kreta
Tuschestift auf Papier
34 × 28 cm
1980
St. Michael
Mischtechnik auf Karton
56 × 38 cm
Perchtoldsdorf
Filzstift, laviert auf Karton
38 × 56 cm
1981
Perchtoldsdorf
Filzstift, laviert auf Karton
40 × 55 cm
1981
Steiner Tor
Filzstift, laviert auf Papier
30 × 40 cm
Kirchtürme von Stein
Filzstift, laviert auf Papier
30 × 40 cm
Wegscheid in Krems
Filzstift, laviert auf Papier
35 × 26 cm
Krems an der Donau
Filzstift, laviert auf Papier
52 × 22 cm
1981
Dorfstrasse Wösendorf
Tusche auf Karton
28 × 41 cm
Krems an der Donau
Tusche auf Papier
38 × 28 cm
St. Michael
Tuschestift auf Karton
38 x 21 cm
SKULPTUR
„Zwei intensive Jahre lang hämmerte ich auf Sandsteinblöcke ein und geriet dabei in meditative, tranceartige Zustände; auch das Kneten von frischem Ton begeisterte mich.“ Wir schreiben die Jahre 1981 und 1982, in denen Winfried Schmelz sich unter dem Eindruck einer Michelangelo-Verehrung und seiner Bekanntschaft mit Prof. Hubert Wilfan intensiv bis obsessiv dem skulpturalen Gestalten widmete. Dieser, ein Wotruba-Schüler und spezialisiert auf Büsten prominenter Persönlichkeiten (Bruno Kreisky, Marc Chagall, Leonard Bernstein etc.), hatte einen profunden Einfluss auf den jungen Mann. „Das wirklich Prägende dieser Zeit“ war für Winfried Schmelz das „Gefühl für den Raum, das ich dabei wesentlich weiterentwickelte.“
Denn: Beim Bearbeiten von Stein arbeitet man durch gezieltes Entfernen alles Überflüssigen auf die in Gedanken bereits feststehende Form hin, im – utopischen – Idealfall werden Vision und geformte Realität eins. Der Prozess erlaubt weder Fehler noch Zögerlichkeit und verlangt nach absoluter Konzentration. Völlig konträr gestaltet sich das Kneten von Ton, bei dem ein mentaler Zustand des absichtslosen Fließen-Lassens, in dem die Hände zu frei assoziierenden Verbündeten des Unterbewussten werden, die Form immer wieder neu entstehen lässt.
„Weg“ und „Ziel“ erscheinen unter diesem Blickwinkel als Polaritäten; deren Vereinigung zur Ganzheit ist gleichbedeutend mit wahrhafter Beherrschung des Raums.

Liegender Körper
Ton frei modelliert
Länge ca. 18 cm
1981
Die Umarmung
Ton frei modelliert
Höhe ca. 15 cm
1981
Lumpenweib
Tonplastik
Höhe ca. 12 cm
1981
Kauernde
Tonplastik
Höhe ca. 6 cm
1981
Sitzende
Tonplastik
Höhe ca. 8 cm
1981
In Erwartung
Tonplastik Höhe ca. 12 cm 1981
Archaischer Schädel
Tonplastik
Höhe ca. 6 cm
1981
Kopfstudie
Ton modelliert
Höhe ca. 20 cm
1981


